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Lie­be Lese­rin­nen und Leser!

Haben Sie am Frei­tag­abend eine Fla­sche Sekt geöff­net und auf das neue Jahr angestoßen?

Was soll die Fra­ge?“, wer­den Sie sagen.
Am 1. März begann frü­her das neue Jahr.
Des­we­gen haben heu­te eini­ge Mona­te „fal­sche“ Namen.
So heißt der Dezem­ber über­setzt „der Zehn­te“, obwohl es doch heu­te der 12. Monat ist.
Es lohnt sich, gele­gent­lich über All­täg­lich­kei­ten wie unse­ren Kalen­der nachzudenken.

Für die Mes­sung kur­zer Zeit­räu­me ist der Blick auf den Mond am geeig­nets­ten.
Die genaue Peri­ode der 28 Tage bie­tet sich an.
So haben schon die Baby­lo­ni­er die­sen Zeit­raum auf vier Wochen zu je 7 Tagen ein­ge­teilt.
Dies hat sich schließ­lich über­all durch­ge­setzt bis hin zu Juden und Römern.

Bei der Mes­sung des Jah­res ist es schwie­ri­ger, weil sie nicht ohne Kom­ma­stel­len beim Tag gehen.
365,25 minus 11 Minu­ten dau­ert eine Umrun­dung der Erde um die Son­ne.
Die Jah­res­be­rech­nung ist für die Land­wirt­schaft wich­tig: Wann muss gesät werden?

Juli­us Cäsar setz­te den nach ihm benann­ten „Julia­ni­schen Kalen­der“ ein, der uns heu­te bekannt ist mit zwei Unter­schie­den: Der Jah­res­be­ginn war am 1. März und die 11 Minu­ten weni­ger waren nicht berücksichtigt.

Nach­dem das Chris­ten­tum sich im römi­schen Reich durch­ge­setzt hat, wur­de das Neu­jahrs­fest auf den 1. Janu­ar ver­legt.
Er ist der Oktav­tag (der 8. Tag) nach der Geburt Jesu.
Mit dem gött­li­chen Kind beginnt etwas Neu­es: Gott ist in die­se Welt gekom­men, uns zu erlö­sen.
Die­ses „Neue“ darf sich auch im jeweils neu­en Jah­res­an­fang zei­gen.
Es dau­er­te aber tat­säch­lich bis ins 15. Jahr­hun­dert, bis sich die­ser Tag in aller Welt durch­ge­setzt hat.

Weil die „11 Minu­ten“ sich im Lau­fe der Zeit auf 11 Tage sum­miert haben, ord­ne­te Papst Gre­gor XIII. an, dass auf den 4. Okto­ber 1582 direkt der 15. Okto­ber folg­te, also die 11 Tage aus­fie­len.
Außer­dem ist ein run­des Jahr­hun­dert kein Schalt­jahr mehr, das Jahr 2100 wird also kei­nen 29. Febru­ar haben.
Seit­dem heißt unser Kalen­der „gre­go­ria­ni­scher“ Kalen­der.
Die pro­tes­tan­ti­schen Län­der, die sich vom Papst nichts vor­schrei­ben las­sen woll­ten, über­nah­men ihn erst am 1. Janu­ar 1700.
Die ortho­do­xen Kir­chen haben ihn bis heu­te nicht über­nom­men, wes­halb wir Ostern und Weih­nach­ten als Chris­ten­heit nicht gemein­sam feiern.

Die Zäh­lung der Wochen­ta­ge blieb jahr­tau­sen­de­lang gleich: Der Sonn­tag ist der ers­te Tag der Woche, der Mitt­woch die Mit­te und der Sams­tag der letz­te Tag.

Weil es für die Wirt­schaft aber ein­fa­cher war wur­de die­se Wochen­zäh­lung 1976 geän­dert: Die Woche beginnt nun mit dem Mon­tag.
Seit­dem wün­schen wir uns ein „schö­nes Wochen­en­de“ und mei­nen den Sonn­tag.
Auf­ge­weck­te Kin­der fra­gen mich, war­um wir sonn­tags Ostern fei­ern, im Evan­ge­li­um ste­he „der ers­te Tag der Woche“ und das sei doch Montag.

Den­ken schafft Wirk­lich­keit.
Die Ver­le­gung des Jah­res­an­fangs soll auf das Beson­de­re der Geburt Jesu ver­wei­sen.
Die Neu­ord­nung der Woche lässt das Oster­fest und die Beson­der­heit des Sonn­tags verblassen.

Wenn Ihnen jemand nächs­tens ein „schö­nes Wochen­en­de“ wünscht, wün­schen Sie ihm/ ihr doch ein­fach einen „schö­nen Sonntag“

Es grüßt Sie

Ihr Pas­tor Chris­toph Schneider

Bild: Jon Tyson für unsplash.de