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Geistlicher Impuls

Zum zwei­ten Mal Ostern in der Zeit der Pandemie

Lie­be Brü­der und Schwestern,

Coro­na stellt die Kir­che auf eine har­te Pro­be. Das Virus macht end­gül­tig deut­lich, wie bedeu­tungs­los unse­re Reli­gi­on mitt­ler­wei­le gewor­den ist. Reli­gi­ös Hilf­rei­ches zur Bewäl­ti­gung der Kri­se ist in der deut­schen Öffent­lich­keit nicht zu hören. Gleich zu Beginn der Pan­de­mie haben Bischö­fe es auf den Punkt gebracht: Gott habe mit Covid-19 nichts zu tun. Damit haben sie sich selbst aus allen Debat­ten zur Bewäl­ti­gung der Kri­se her­aus­ge­schos­sen. Ange­sichts der immer grö­ßer wer­den­den Zahl der Coro­na-Toten gibt es nicht ein­mal eine reli­gi­ös moti­vier­te öffent­li­che Trau­er wie sonst bei Kata­stro­phen oder Ter­ror­an­schlä­gen üblich. Jeder stirbt für sich allein. Jetzt hat wenigs­tens der Bun­des­prä­si­dent für den 18. April eine zen­tra­le got­tes­dienst­ähn­li­che Fei­er initiiert.

Wel­chen Bei­trag kann denn die Reli­gi­on zur Bewäl­ti­gung der Kri­se leis­ten? Was der Reli­gi­on bleibt, ist ihr Urei­gens­tes. Mit Wor­ten des Phi­lo­so­phen Peter Slo­ter­di­jk wäre die­ses so zu benen­nen: „die Aus­le­gung der Exis­tenz im Hori­zont ihrer Zufäl­lig­keit, End­lich­keit, Glücks­be­dürf­tig­keit und Kom­mu­ni­ka­ti­vi­tät”. Der Reli­gi­on obliegt es, „Bei­hil­fe zur Aus­le­gung des Daseins“ zu leis­ten, „bis hin zur Auf­hel­lung des Unver­füg­ba­ren und zur Domes­ti­ka­ti­on des Unheim­li­chen“ (aus Peter Slo­ter­di­jk: „Den Him­mel zum Spre­chen brin­gen“, Ber­lin 2020).

Bei­hil­fe zur Aus­le­gung des Daseins par excel­lence ist die Oster­bot­schaft. Das Kreuz Chris­ti hat die Bedeu­tung des Schmer­zes und des mensch­li­chen Lei­dens ver­än­dert und die Auf­er­ste­hung des Herrn trägt Licht in die äußers­te Dun­kel­heit des Daseins. Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben, im Kreuz ist Hoff­nung: Chris­ti Auf­er­ste­hung ist unse­re Hoff­nung, Ein­bruch der Fül­le des Lebens in unse­re end­li­che und glücks­be­dürf­ti­ge Exis­tenz. Die­se Bot­schaft rufen wir allen Men­schen zu, gera­de auch den (noch) nicht oder nicht mehr Glaubenden.

Wie im letz­ten Jahr, so grü­ße ich Sie und Ihre Lie­ben in die­ser schwe­ren Zeit von Her­zen mit dem Oster­gruß: „Chris­tus ist auf­er­stan­den, er ist wahr­haft auf­er­stan­den. Halleluja!“

Ihr Dr. Nor­bert Bathen, Pfarrer

 

Dr. Nor­bert Bathen, Pfarrer