Liebe Brüder und Schwestern!
Am 18. August 1996, also vor 25 Jahren, wurde ich in der Marienkirche vom Definitor, Pfarrer Manfred Müller, in mein Amt als Leiter der Pfarrei St. Marien eingeführt. Nach der Pfarrerwahl am 22. August 1999 wurde ich zum 1. Oktober 1999 von Erzbischof Degenhardt zum Pfarrer an St. Marien ernannt. Am 1. März 2014 übernahm ich die Pfarreien St. Josef, St. Meinolf, St. Petrus Canisius und Liebfrauen, am 1. April 2014 die Pfarreien St. Michael, St. Bonifatius und St. Konrad. Am 1. Januar 2015 folgte als letzte die Pfarrei Herz-Jesu. Mit Ablauf des 31. August 2021 enden alle meine derzeitigen Ämter und ich trete als Pfarrer und Pastoralverbundsleiter in den Ruhestand. So ist es jetzt an der Zeit, mich von Ihnen zu verabschieden.
Im Rückblick möchte ich die Ereignisse erwähnen, von denen ich glaube, dass sie auch für die Zukunft Bedeutung haben. Das ist natürlich als Erstes die Errichtung des Pastoralen Raums Hagen-Mitte-West. An der Zusammenführung der neun Pfarrgemeinden zu einer größeren Einheit führt kein Weg vorbei. Natürlich hat dieser Weg erst begonnen und ist keineswegs vollendet. Aber er ist unumkehrbar. Meilensteine waren die Wahl eines Gesamtpfarrgemeinderates und die Verabredung einer Pastoralvereinbarung. Weitere Schritte werden folgen.
Mit Freude und Dankbarkeit blicke ich indessen auch auf eine Reihe von Projekten der Seelsorge. So konnte ich in der Marienkirche eine ständige eucharistische Anbetung ins Leben rufen. Anbetung ist für die Zukunft der Kirche ein ganz wichtiges Stichwort. In diese Reihung gehört des Weiteren die Fronleichnamsprozession durch die Innenstadt als gemeinsame Prozession des Pastoralen Raums, wahrhaft ein Mega-Ausrufezeichen der Citypastoral. Die monatlichen Geistlichen Donnerstage über 20 Jahre hinweg habe ich mit viel Herzblut betrieben. In den Geistlichen Donnerstagen kulminierten meine zentralen pastoralen Anliegen: zuerst die eucharistische Anbetung und die Feier einer authentischen Liturgie, sodann der Einsatz der Kirchenmusik als unverzichtbares und wirksames Instrument der Evangelisierung, die Etablierung der Marienkirche als Beichtzentrum für ganz Hagen, die pastorale Zuwendung an den Einzelnen in Form von Segnungen und nicht zuletzt die intellektuelle Durchdringung der Inhalte des Glaubens durch besondere Predigten von eingeladenen Gästen.
Im Ausblick auf die Zukunft möchte ich Ihnen einige Dinge ans Herz legen, die ich für wichtig halte. Zunächst einmal gilt es, die Realität nicht aus dem Auge zu verlieren. Realität wird sein, dass die Religion in den nächsten Jahrzehnten weiterhin an Bedeutung verlieren wird und daran durch innerkirchliches Handeln nur marginal etwas geändert werden kann. Darauf sollte sich die Pastoral einstellen und die jetzt noch vorhandenen Ressourcen nicht durch überflüssige und völlig unwirksame Projekte verschwenden.
Was ist in der gegenwärtigen Krise notwendig und was sollte man auf keinen Fall tun? Notwendig ist im innerkirchlichen Handeln Authentizität und (moralische) Integrität. Unter Authentizität verstehe ich vor allem die Verkündigung des authentischen Glaubens und die Feier einer authentischen Liturgie. Beides lässt gegenwärtig in erschreckendem Umfang zu wünschen übrig. Das stimmt mich nicht hoffnungsvoll. Das Stichwort Integrität ist natürlich der Missbrauchskrise geschuldet. Deren Aufarbeitung wird wohl mindestens die Dauer einer Generation in Anspruch nehmen.
Was sollte man auf keinen Fall tun? Damit meine ich zu beobachtende Tendenzen, das Heil in Reformen zu suchen, die auf eine Protestantisierung hinauslaufen. Denn das wäre nichts anderes als der Verrat des authentischen Glaubens und die Nachahmung eines historisch bereits gescheiterten Modells.
Meinem Nachfolger wünsche ich außer den üblichen Segenswünschen vor allem den Beistand der Gottesmutter. Ich habe in den vergangenen 25 Jahren in so manchen Krisensituationen wiederholt ihren mütterlichen Beistand erfahren. Meine Pfarrkirche im Herzen der Stadt Hagen ist der in den Himmel aufgenommenen Gottesmutter Maria geweiht. Maria gab mir stets ihren mütterlichen Trost. Einmal habe ich fast daran gezweifelt, doch zwei Jahre später war ihre Hilfe umso großartiger. Sehr gern zitiere ich in diesem Zusammenhang die Erfahrungen des heiligen Juan Diego, so als ob die Mutter Gottes in dieser Kirche auch mir zugeflüstert hätte: „Dein Herz beunruhige sich nicht… Bin ich, die ich doch deine Mutter bin, etwa nicht hier?“ [vgl. EG 286]
Sancta Maria, Mater Dei, ora pro nobis peccatoribus nunc et in hora mortis nostrae. Amen.
Ihr Dr. Norbert Bathen.
Am Sonntag, den 15. August 2021, am Patronatsfest Mariä Himmelfahrt, findet um 10.30 Uhr in der St. Marienkirche ein festliches Hochamt statt. Am anschließenden Empfang im Kolpinghaus können wegen der Corona-Krise nur die eingeladenen Gäste teilnehmen.



Einführung am 18. August 1996; Fotos Anton Neugebauer