

Hubertus Böttcher, Pastor
Liebe Schwestern und Brüder,
bald ist Weihnachten. Kaum ein Fest ist mit so hohen Erwartungen verbunden wie Weihnachten.
Es soll alles schön werden. Die Kinderaugen auch der Erwachsenen sollen leuchten. Vieles wird investiert, damit dieses Fest gelingt: Geschenke, Tannenbaum, Supermahlzeiten,…
Aber was machen wir, wenn Weihnachten so anders ist mit Corona und ohne Schnee. Wenn die Gefühle, trotz aller Zutaten nicht kommen oder gestört werden durch Unzufriedenheit und Traurigkeit. Da hilft auch nicht das schönste Fernsehprogramm. Manche wünschten sich dann, dass die Kneipe offen wäre, dass man dem Familienidyll entfliehen kann.
Meine Erfahrung ist: Weihnachten geht nicht von außen. Damit Weihnachten wird, braucht es innere Wege — wie bei der Liebe.
Äußere Zeichen können Ausdruck aber nicht Inhalt sein. Weihnachten ist kein Automatismus, sondern ein Geschenk, nicht so sehr von Menschen, sondern von Gott.
Was kann ich tun, damit Weihnachten in mir und in der Welt wird?
Die Hirten und die Könige machen es vor. Sie entdecken eine Botschaft, die ihr Leben berührt und verändert. Sie machen sich auf einen Weg, der sie mit Freude erfüllt. Sie erfahren Begegnung. Die Geburt Jesu ist nicht nur eine Einzelerfahrung, sondern wird zur Grunderfahrung eines neuen Menschseins.
Der deutsche Arzt, Priester und Dichter Johannes Scheffler, genannt Angelus Silesius (1624 — 1677), formuliert in einem Gedicht:
Und wäre Christus tausendmal in Bethlehem geboren,
und nicht in dir: Du bliebest doch in alle Ewigkeit verloren.
In einem Lied von ihm, das im Gotteslob zu finden ist, heißt es:
Morgenstern der finsteren Nacht,
der die Welt voll Freude macht,
leucht’ in meines Herzens Schrein.
Die Basiserfahrung von Weihnachten ist das Betrachten.
Dann kann das Anschauen des Kindes in der Krippe zur Begegnung mit Gott führen. Er schaut mich in diesem Jesuskind an, und ich darf ihn anschauen. Wir haben in diesem Jesus eine existentielle Verbindung. Auch ich darf Kind Gottes sein.
Wohne Du in mir, damit ich in Dir zuhause bin.
So beschenkt werden die Geschenke, die ich erhalte und gebe zur Ausstrahlung der Liebe Gottes. So verkünden wir, dass die Liebe Gottes uns trägt und birgt, dass uns nichts von dieser Liebe trennen kann.
Ihnen und Ihren Familien die Freude dieser Menschwerdung
Ihr Pastor
Hubertus Böttcher