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Pas­tor Huber­tus Böttcher

 

Wenn ich einmal reich wär …

Lie­be Schwes­tern und Brüder,

Jesus spricht — so erzählt uns das Evan­ge­li­um — oft in Gleich­nis­sen, in Bil­dern. Für uns manch­mal irri­tie­rend und fremd. In unse­rer Welt der Sach­lich­keit und des ana­ly­thi­schen Den­kens schei­nen nur die Foto­gra­fien die Wahr­heit aus­zu­drü­cken. Aus­ma­lun­gen in Bil­dern erin­nern uns an Mär­chen und haben mit unse­rer Lebens­wirk­lich­keit der Berech­nun­gen und der aner­kann­ten Ein­di­men­sio­na­li­tät wenig zu tun. Aber manch­mal wird in den Dar­stel­lun­gen der Kunst, etwa eines Chagalls, mehr über Leben gesagt als in einem noch so per­fek­ten foto­gra­fi­schen Abbild.

So malt Jesus in dem Gleich­nis über den unge­rech­ten Ver­wal­ter nicht nur ein Bild über den Umgang mit dem Geld, son­dern über den Umgang mit unse­rem Leben. Das Geld nimmt in unse­rer Welt einen zen­tra­len Ort ein. Mit Geld wird gerech­net und auch berech­net, und nicht nur Sachen, son­dern auch das Leben. Es ist attrak­tiv, viel Geld zu besit­zen. Das ermög­licht uns Genuss, Frei­heit, Anse­hen und auch Macht. Unser Traum: „Wenn ich ein­mal reich wär …“ Wir brau­chen Geld, und so ver­su­chen wir uns zu arran­gie­ren. Zwei zen­tra­le Aus­rich­tun­gen in unse­rem Leben unter einen Hut zu brin­gen, zu haben und zu sein, Geld und Glau­be. So in der Welt und so auch in der Kir­che. Gott sei Dank, wenn die Sicher­heit des Gel­des da ist. Jesus lobt ja sogar den unge­rech­ten Ver­wal­ter, und auch jeder Obe­rer in der Kir­che lobt etwa den Pfar­rer, wenn die Ein­nah­men stei­gen. Manch­mal stau­nen wir, was sich ansam­melt und was zusam­men kommt.

Bei aller Aner­ken­nung über das pro­fi­ta­ble Ver­hal­ten führt Jesus in die Tie­fe der Exis­ten­tia­li­tät. Vor­sicht: Das, was Du als Besitz freu­dig annimmst, kann Dich besit­zen. Klä­re Dei­ne Mit­te. Ihr könnt nicht Gott die­nen und dem Mam­mon. Geld und Besitz darf nicht zur Mit­te der Exis­tenz wer­den. Es kann zer­stö­ren, was als Hil­fe gedacht ist. Leben ist mehr als Haben.

Erst kommt das Fres­sen, dann kommt die Moral”. Wie aktu­ell ist die­ser Satz von Ber­tolt Brecht heu­te noch? Was ist Rea­li­tät? Jesus spricht uns an zwi­schen den Zei­len unse­res Lebens.

Ihnen eine geseg­ne­te Woche

Huber­tus Böttcher