Pastor Hubertus Böttcher
Durchstarten
Das Kirchenjahr ist vergangen. Mit dem ersten Advent starten wir ins neue Kirchenjahr. Die liturgischen Texte und auch der Name “Advent” erinnert uns, dass wir unterwegs sind. Und zwar nicht resigniert, sondern voller Hoffnung. Einem Ziel entgegen – der Geburt Christi.
Augenblicklich wird vieles – manchmal auch hysterisch – negativ hochgerechnet. Manchmal liefert nicht nur die Welt, sondern auch die Kirche Gründe dafür.
Hartmut Rosa, Professor der Soziologie, hat in diesen Tagen ein provokatives Buch verfasst, das, so schreibt er, ihn zunächst selbst schockiert hat: „Demokratie braucht Religion“.
Im Deutschlandfunk erklärt er dazu, Religion lebe ebenso wie Demokratie von der Bereitschaft, sich vom Anderen anrufen und verwandeln zu lassen. Religion fordere zur Resonanz, zum Antwort suchen heraus, nicht aus sich selbst, sondern aus der Begegnung. Nur wer sich herausrufen lässt, hat Zukunft.
Wir sind unterwegs zur Geburt eines Kindes, das wir als Gottessohn und Menschensohn verstehen. Jemand, der eine Botschaft hat und ist — dass wir die Zeit nach ihm berechnen, der zum Mittelpunkt von Zeit und Welt geworden ist.
Manchmal tun wir so, als wäre das verstaubt, wie ein altes Märchenbuch, das ungenutzt in der Ecke unserer Existenz liegt, hervorgekramt alle Jahre wieder. Wir erwarten das Heil und die Rettung von vielen anderen Werbe-Botschaften und nicht zuletzt von uns selbst.
Es ist Zeit, eine persönliche Resonanz zu geben, auf dieses Kind hin, dem Wendepunkt der Zeit.
Gehen wir in den Advent, nicht nur mit vorgezogenen „Weihnachts- märkten“, – und was unseren Appetit an Leben in Stimmung bringen soll. Sorgen wir uns nicht nur um die Wärme unserer Wohnung, sondern auch um die Wärme unserer Herzen.
Vielleicht dürfen wir altes neu entdecken.
Unter der Asche das Feuer entdecken.
In der Ohnmacht des Kindes dem Allmächtigen begegnen. Und was ist das für eine Botschaft, auf der wir Resonanz nicht nur für uns, sondern auch für die Menschen mit uns, entdecken könnten?
Die Botschaft von Liebe.
Liebe, die nicht nur Sexualität, Gefühl oder Augenblicksgold ist, sondern Leben für, Leben mit – Begegnung, die aus dem Alltäglichen Göttliches werden lassen.
Starten wir durch. Es ist Advent!
Ihr
Hubertus Böttcher