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Lie­be Schwes­tern, lie­be Brüder!

Seit län­ge­rer Zeit habe ich wie­der in eini­ge der Bücher geschaut, die bei mir im Nacht­tisch liegen.

Neben der Regel Bene­dikts, Gedich­ten von Andre­as Knapp und Mar­tin Gutl, Pau­lo Coel­hos „Hand­buch des Krie­ges des Lichts“, aus­ge­wähl­ten Gedan­ken des hei­li­gen Pfar­rers von Ars u.a. habe ich wie­der zwei klei­ne Bücher von Made­lei­ne Del­brêl zur Hand genom­men, die ich auch schon län­ger nicht mehr gele­sen habe: „Der klei­ne Mönch“ und „Der klei­ne Mönch im All­tag“; amü­sant illus­triert von Tho­mas Plaßmann.

Ich erin­ne­re mich, dass mich die­se bei­den Bücher, als die Zeit im Pries­ter­se­mi­nar für mich zwi­schen­durch eine Last und eine Her­aus­for­de­rung zugleich war, auf­ge­hei­tert und wei­ter­ge­bracht haben.

Viel­leicht haben Sie ja ähn­li­che Beob­ach­tun­gen gemacht, aber ich habe den Ein­druck, dass über­all — viel­leicht auch bei mir selbst — die Ner­ven doch mitt­ler­wei­le ziem­lich blank lie­gen. Die Men­schen wir­ken gereiz­ter und empfindlicher.

Charles de Fou­cauld soll ein­mal gesagt haben: „Lachen ver­brei­tet gute Lau­ne, bringt Men­schen ein­an­der näher, hilft ihnen, sich bes­ser zu ver­ste­hen, hei­tert fins­te­re Gesich­ter auf. Lachen ist ein Werk der Nächs­ten­lie­be,“- gewiss auch in die­ser Corona-Zeit!

Mad­lei­ne Del­brêl war nicht nur eine der fas­zi­nie­rends­ten Frau­en und Chris­tin­nen der jün­ge­ren Zeit, son­dern sie ist auch eine außer­ge­wöhn­li­che, geist­li­che Gestalt. Sie selbst ist in einer reli­gi­ös gleich­gül­ti­gen Umge­bung auf­ge­wach­sen und war Athe­is­tin. Aller­dings zog sie der reli­giö­se Bereich immer auch an. Sie war eine Suchen­de, wobei sie der Kon­takt zu enga­gier­ten Chris­ten tief beein­druck­te und präg­te. Mit 20 Jah­ren erleb­te sie ihre per­sön­li­che Bekeh­rung. Nach ihrer Kon­ver­si­on woll­te sie dann zunächst in den Kar­mel ein­tre­ten und Non­ne wer­den. Der Glau­be führ­te sie aber in den sozia­len Ein­satz in eine Arbei­ter­stadt, wo sie mit Gleich­ge­sinn­ten und Freun­din­nen eine klei­ne geist­li­che Gemein­schaft bildete.

Als sie 1964 mit 60 Jah­ren starb, wur­den zahl­rei­che Noti­zen ver­öf­fent­licht; unter ihnen eben der „klei­ne Mönch“, eine Samm­lung von Apho­ris­men über das geist­li­che Leben, also prä­gnant-geist­rei­che Gedan­ken vol­ler Lebens­weis­heit. „Der klei­ne Mönch“, so heißt es in der Erklä­rung, „blickt mit Humor hin­ter die Mas­ken, die sein Ich täg­lich auf­set­zen will. Er ver­sucht red­lich, mit den lie­ben Mit­men­schen und sei­nem Gott aus­zu­kom­men – und macht immer neue Ent­de­ckun­gen. In sei­nen Merk­sät­zen blitzt etwas vom hei­te­ren Gleich­mut des Glau­bens auf. Klei­ne Weis­hei­ten auf dem Weg zum gro­ßen Gott.“

Ich habe mir über­legt, uns allen eine Weis­heit des „klei­nen Mönchs“ ans Herz zu legen (die ande­ren loh­nen sich aber auch!).

Ihr

Pas­tor P. W. Rehwald