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Kommunikation
Liebe Schwestern und Brüder im pastoralen Raum Hagen-Mitte-West! Liebe Gäste!
Freut euch,
kehrt zur Ordnung zurück,
lasst euch ermahnen,
seid eines Sinnes,
haltet Frieden!
Dann wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein.
Sie werden es ziemlich schnell gemerkt haben, dass dies nicht meine Worte sind. Diese Zeilen sind dem 2. Korintherbrief, entnommen, respektive dem 13. Kapitel, die Verse 11 f. Es ist ein Teil der für den Dreifaltigkeitssonntag vorgeschriebenen, zweiten Lesung.
Die Passage habe ich bewusst nicht als Zitat kenntlich gemacht, weil die innere Reaktion spannend sein kann, wenn wir solche Zeilen im “hier und heute” lesen.
“Kehrt zur Ordnung zurück, lasst Euch ermahnen!”
“Das ist ja eine Unverschämtheit!”
Verfasser dürfte tatsächlich kein geringerer als der Hl. Paulus selbst sein. Paulus, keineswegs unumstritten zu seiner Zeit, genießt natürlich als Apostel eine gewisse Autorität, gleichwohl er menschlich — so der Schriftbefund” auch nicht einfach war.
Mit einem wohlwollenden Schmunzeln kam mir der freche Gedanke: Wenn es meine Worte wären und es die Rubrik “Leserbriefe” noch gäbe, dann dürfte es vermutlich Unmutsbekundungen geben, die uns wahrscheinlich über mehrere Ausgaben begleitet hätten.
Dabei ist das, was da geschrieben steht, zumindest in meinen Augen, keinesfalls schlecht. Die Frage ist, wie es letztlich vom Verfasser gemeint ist und wie wir es verstehen (wollen).
Jeder einzelne und jede einzelne von uns hört oder liest doch immer auch sehr selektiv, mit einem bestimmten Hintergrund. Das ist das Geheimnis oder auch die Schwierigkeit von “Kommunikation” an sich.
Missverständnisse sowie Unterschiede im Denken und im Handeln, es wird angenommen, dass sogar das Geschlecht dabei eine Rolle spielen könnte, macht die zwischenmenschliche Kommunikation nicht leichter.
Nicht nur Kommunikationsexperten haben sich dieses Themas angenommen. Das Internet ist voll von Coaching-Angeboten.
Vielen von Ihnen fällt in dem Zusammenhang gewiss Paul Watzlawick ein. Zumindest habe ich mich als Jugendlicher durch ihn bewusst das erste Mal mit diesem Thema beschäftigt. Wie kommuniziere ich richtig?
Das ist gar nicht so einfach.
“Communicare” bedeutet ja u.a. ” teilen, mitteilen, gemeinsam machen”.
Aber wird wirklich auch verstanden, was ich sagen möchte? Habe ich die richtigen Worte gefunden? “Hört” der Empfänger/ die Empfängerin auch, was gesagt und gemeint wurde? Das ist das von Watzlawick angesprochene “Sender-Empfänger”- Problem.
Im wirklichen Leben, frage ich nach: ” Habe ich richtig verstanden, dass Du meinst .….?” Das geht bei unserem Format der Nachrichten des pastoralen Raumes natürlich nicht so einfach. Im Zweifelsfall, kann der Verfasser eines möglich strittigen Textes aber immer auch direkt angesprochen oder angerufen werden.
Aber vielleicht hilft Ihnen und genauso mir, was Paulus noch schreibt: “seid eines Sinnes,
haltet Frieden!”
Der weise Salomon bittet Gott bekanntlich nicht um Macht oder um Reichtum, er bittet um ein “hörendes” Herz”.
Ich glaube, es ist ganz wichtig, dass wir in dieser Zeit der Polarisierungen in Gesellschaft — und auch in der Kirche — zusammenbleiben:
Gut und wohlwollend hinhören, miteinander und nicht übereinander sprechen, Wertungen erst einmal vermeiden, nachfragen, ob ich mein Gegenüber richtig verstanden habe, den anderen oder die andere ernst nehmen und respektieren. Ihm und ihr immer auch eine andere Biographie, andere Erfahrungen zugestehen, Achtung der Würde und mich selbst nicht immer so schrecklich wichtig nehmen.
Wenn uns allen das gelingt, dann klappt es bestimmt nicht nur mit der zwischenmenschlichen Kommunikation (besser), sondern dann erfüllen und leben wir auch das, was das Wesen unseres Gottes ausmacht: Ordnung statt Chaos, Einheit trotz Vielfalt. Einmütigkeit bei allen Unterschieden. Er ist ein “Gott der Liebe und des Friedens “.
So wünsche ich uns allen ein segensreiches Dreifaltigkeitsfest. Dieses Fest steht für mich auch für geglückte “Kommunikation”.
Ihr Pastor P. W. Rehwald