Jede Medaille hat zwei Seiten…
Liebe Mitchristen!
Jede Medaille hat zwei Seiten, das wissen wir. Das gilt für viele Bereiche unseres Lebens. Oft ist nicht nur die eine Sicht der Dinge die einzig richtige oder mögliche. Vieles ist vielschichtig und hat verschiedene Aspekte.
Das wird auch deutlich, wenn wir auf die Ereignisse blicken, die uns die Kar- und Ostertage vor Augen stellen. Der triumphale Einzug Jesu am Palmsonntag in Jerusalem, wo er vom Volk mit den Hosianna-Rufen jubelnd begrüßt worden ist als von Gott gesandter Hoffnungsträger, das war die eine Seite der Medaille. Doch nur wenige Tage später rief niemand mehr „Hosanna“, sondern nur noch „ans Kreuz mit ihm“; die andere Seite der Medaille. Dies ist eine Erfahrung, die Personen des öffentlichen Lebens auch heute so kontrastreich machen können/müssen: heute von den Medien und der Öffentlichkeit bejubelt, morgen durchs Internet und den Kakao gezogen. Heute auf dem Gipfel des persönlichen Erfolgs und der Beliebtheit, morgen im Tal der Ablehnung, ja der Abneigung und manchmal des Hasses.
Noch schrecklicher war das Schicksal Jesu. Nicht nur in der öffentlichen Meinung der Jerusalemer Gesellschaft durchgefallen, sondern verhasst bis in den Tod, den Tod am Kreuz. Die eine Seite der Medaille. Und dann der Morgen des Tages, der die Welt verändern sollte. Die Auferweckung des verklärten Leibes aus dem Grab, der Sieg über den Tod. Die andere Seite der Medaille. Damit erweisen sich Kreuz und Auferstehung als die zwei Seiten der einen Medaille, die wir „Erlösung“ nennen.
Von Palmsonntag, Gründonnerstag und Karfreitag, bis zur Osternacht und den österlichen Tagen, bis zum Pfingstfest dürfen wir uns wieder mitnehmen lassen in das Leiden und Sterben Jesu und in die Freude über seine Auferstehung. Diese zwei Seiten der einen Medaille sind auch unsere Bestimmung. Älter werden, Krankheiten tragen und eines Tages sterben müssen: die eine Seite unserer Medaille. Ins Leben des ewigen Gottes hineinzugehen, den Tod zu besiegen: die andere Seite unserer Medaille.
Ich wünsche eine gesegnete Passionszeit und ein freudenreiches Osterfest, gerade in diesen schweren Zeiten.
Ihr Pastor Peter Niestroj