Am 14. Mai besuchte unser neuer Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz unser Dekanat Hagen-Witten. Schon vor dem Besuch stellte sich eine spannende Frage, von der Schulseelsorger Christian Haase erzählte: „Wie spricht man eigentlich den Erzbischof an? Die Antwort auf diese Frage fand sich schnell: „Herr Erzbischof.“ Die junge Fragestellerin von der Hildegardis-Schule freute sich: „Herzbischof – das gefällt mir.“ Gemeinsam mit Generalvikar Dr. Michael Bredeck und Frau Dr. Annegret Meyer machte sich Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz auf den Weg zum Pfarrheim St. Bonifatius in Hagen. Dort angekommen, stand ein Besuch der örtlichen Kleiderkammer auf dem Programm. Vielschichtigkeit lässt sich auch hier hautnah erleben. Vom Pullover über Röcke bis hin zur Anzughose: Zwölf ehrenamtlich Beschäftigte, darunter zehn Frauen und zwei Männer, arbeiten sich regelmäßig durch Berge gespendeter Kleidung.
Dann machte sich die Besuchsgruppe auf zum Gespräch mit dem Dekanatsteam. Ein Schwerpunktthema: das kirchliche Leben im Dekanat Hagen-Witten. Während die Zusammenführung verschiedener Pfarreien zu Pastoralen Räumen ein einheitliches Miteinander vermuten ließe, seien die Dynamiken tatsächlich doch eher heterogen, berichtet Dechant Dieter Aufenanger. Nicht außer Acht zu lassen sei außerdem die soziale und wirtschaftliche Lage Hagens im Vergleich zu anderen Großstädten. Ob wirtschaftlich oder sozial – Armut ist vielfältig. Gerade da, wo soziale Strukturen komplex verwoben sind, gilt es für Kirche, Orientierung zu geben. Ein entscheidender Wegmarker ist unsere „Corbacher 20“, ein Projekt der stadtteilorientierten Diakonie- und Sozialarbeit und dritte Station auf der Dekanatsreise. An fünf Tagen in der Woche ist die „Corbacher 20“ Treffpunkt und Beratungsstelle für Menschen verschiedenster Herkunft. „Die Einrichtung ist ökumenisch. Ein Umstand, den wir in der Zusammenarbeit schätzen und viele in der Gesellschaft befürworten und mit Spendengeldern honorieren“, sagte Heinrich Baumann, 1. Vorsitzender. Auf die Nachfrage von Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz, wie Diakonie, Caritas und das Projekt „Corbacher 20“ ineinandergreifen, berichtete Herr Reddig vom Alleinstellungsmerkmal der Kooperation: „Vielfach ist es so, dass wir gezielt Angebote von Caritas und Diakonie in Anspruch nehmen, die wir in der Form nicht bieten können. Andersherum gibt es aber auch Fälle, in denen die Stellen auf uns verweisen, weil bei ihnen dringende, übergreifende Anliegen nicht immer abgedeckt werden können.“ Die Corbacher 20 ist ein „starkes Stück Kirche“, die mit Herz und Verstand die Lobbyarbeit für die Armen übernimmt.
Nach einem Mittagessen im Kolpinghotel Ardey in Witten mit den leitenden Pfarrern traf sich die Dekanatspastoralkonferenz mit unserem Erzbischof und seinen Mitarbeitenden. Alle Pastoralteams und weitere Einrichtungsvertretende stellten sich und ihre pastoralen und caritativen Aufgaben vor. Unser Pastoralteam berichtete von der „Kirche im andern Licht“ und aus dem Nachbarraum wurde das dreimonatige Leuchtturmprojekt „Familienkirche“ vorgestellt. Nach der gemeinsamen Vesper in der Kirche St. Marien, Witten folgte schließlich der letzte Programmpunkt der Reise ins Dekanat Hagen-Witten: das Treffen mit den ehrenamtlich Engagierten. Das Zwischenfazit bis hierher formulierte der Erzbischof so: „Ich freue mich, denn ich merke: Es gibt eine Leidenschaft, etwas zu gestalten, trotz der Herausforderungen, die wir zu bewältigen haben.“ Dass diese Herausforderungen frustrieren können, war auch Thema mit den ehrenamtlich Engagierten. Generalvikar Bredeck sagte: „Es wird notwendig sein, auf eine neue Ebene zu gehen und über die Gemeinde hinaus etwas für den persönlichen Glauben zu tun mit neuen Formaten. Herkömmliches zu bewahren und auf größere Räume anzuwenden, wird nicht überall gelingen.“ In diesem Prozess sei die Dynamik des eigenen Glaubens entscheidend, der nicht ermüden dürfe angesichts der Herausforderungen. Natürlich wurde auch Gutes berichtet, wie aus St. Meinolf, wo die Seniorengruppe nun Ü 65 Gruppe heißt und von vielen Menschen aus der Pfarrei und darüber hinaus besucht wird.
Der abschließende Wunsch vom Erzbischof: die Zukunft gemeinsam gestalten. So appellierte er an die Ehrenamtlichen, dahinzuschauen, wo Ermutigung zu finden sei, und zu überlegen, wie Hindernisse ernsthaft verändert werden könnten. Für den Austausch sei er dankbar. Es sei unerlässlich, Kritik zu üben und in einem positiven Sinne zu streiten, um weiterzukommen. Von seiner Reise in das Dekanat Hagen-Witten kehre er mit wertvollen Eindrücken zurück. Ein gehaltvoller Austausch, auch für das Dekanat Hagen-Witten, das seinen „Herzbischof“ nun ein Stück besser kennengelernt hat.
Quelle: Pressebericht des Erzbistums vom 16.05.24
Bildmaterial: Isabella Maria Struck / Erzbistum Paderborn